Präambel

Die Geschichte der Uhrmacherei bei den Eidgenossen begann in Genf so um die Mitte des 16.Jahrhunderts, hervorgerufen hauptsächlich durch die ausgewanderten Hugenotten aus Frankreich. Ihr Erfolg ist begründet durch die sehr effektive Arbeitsteilung; es gab Gehäusebauer, Rohwerkehersteller und wieder ein anderer hatte sich nur auf die Fertigstellung der Uhren spezialisiert.

Um 1700 begann das erfolgreiche Genfer System sich langsam auch im Schweizer Umland auszubreiten, wie beispielsweise in La Chaux-de-Fonds und Le Locle. Es fiel bei der armen, abgeschiedenen ländlichen Region auf fruchtbaren Boden und dehnte sich im 19. Jahrhundert auf das gesammte Schweizer Jura aus. Bis heute werden Uhren aus der Schweiz (auch dank ihres Qualitätssymbols "swiss made") in alle Welt exportiert.

Und - etwas sollte der Uhrensammler niemals vergessen: Das "Vallée de Joux" mit den umliegenden Orten Brassus, Le Sentier, L´Abbaye usw. ist die "heilige Erde" der Uhrmacherei, hier haben die Pioniere die besten und feinsten und kompliziertesten Taschenuhren der Welt hergestellt, hier lebten Aubert, Meylan, Audemars, LeCoultre, Piquet und andere höchst qualifizierte Uhrmacher auf engstem Raum seit Generationen zusammen.

Als Kinder dieser Region wussten sie auf den einzigartigen Lebens- und Arbeitsethos ihrer protestantischen Mitbewohner zu zählen. In der monatelangen, winterlichen Isolation von der Außenwelt kam dem Zusammenhalt der Gemeinschaft besondere Bedeutung zu, Gesten und Worte wurden sparsam, aber treffend eingesetzt. Und Fleiß galt nicht nur als Tugend, sondern als Ausdruck höchster Gottesfurcht.

Auch dafür sollte mal eine Lanze gebrochen werden.


A

vorzüglich erhaltene, schwere Schuluhr - hergestellt im
"Technicum Cantonal Bienne"

Das Rohwerk dieser Uhr ist ein typisches LeCoultre-Manufakturwerk aus Le Sentier, welches am Bieler Technicum von einem Schüler der dortigen Uhrmacherschule verfeinert und einreguliert wurde. Diese Uhr legte der Schüler bei seiner Prüfung seinem Lehrer vor um seine Fähigkeiten zu demonstrieren - und hier mit diesem Uhrwerk Nr. 46 bestand er seine Prüfung und machte seinen Abschluß. Später, wie es dazu kam wäre vielleicht recherchierbar - gesichert ist das es oft Auftragsarbeiten waren - wurde dieses Werk vom Bieler Uhrmacher Christian Ruefli-Flury (1855-1921) in ein hochwertiges Silbergehäuse eingeschalt. Ruefli-Flury war der Inhaber der "Anglo Swiss Watch Company". Diese Uhr läuft auch heute noch sekundengenau und verdient den Zusatz "Chronometer".

gut erhaltenes, qualitativ hochwertiges Silbergehäuse punziert mit dem Schweizer Bär für 875er Silber und dem zusätzlichen 935er Sterlingsilber-Stempel - daran erkennt man das die Uhr für den englischen Markt hergestellt wurde (Kalkutta/Indien gehörte seinerzeit zum britischen Kolonialreich); wer sich mit Silberpunzen auskennt erkennt sofort: ein Bär für 875er Silber, drei Bären für 935er Silber und für den Commonwealth ein Bär plus 935er Stempel; die Uhr wiegt 107 Gramm - das ist sehr viel für eine Schweizer Lepine; kratzerfreier Staubdeckel ebenfalls Silber; haarrissfreies Emaille-Ziffernblatt mit vertieftem Sekundenbereich - signiert mit "Anglo Swiss Watch Co., Chronometer Calcutta"; originaler Zeigersatz aus gebläutem Stahl; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone

gut erhaltenes, vergoldetes Werk mit insgesamt 16 Rubinen; auf der Federhausbrücke signiert mit "Technicum Cantonal Bienne" und der Nr. 46; Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit einem wunderschön spiegelpoliertem Anker und auffallend großen sichtbaren Rubinpaletten; großer und schwerer Kompensations-Unruhereif mit Regulierschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; gebläute Breguet-Spirale mit Endkurve

letzte Revision beim Uhrmacher im Dezember 2020

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Durchmesser ca. 53,5mm; hergestellt um 1910/20
Wert ca. 1600 Euro


A

seltene Taschenuhr mit 2 Zeitzonen "Eugene Bornand & Cie" aus Ste. Croix

im gut erhaltenem Doppelscharnier-Gehäuse aus einer Stahl-Legierung; dellenfrei; hinterer Deckel mit eingravierter Dorflandschaft; glanzpolierter, kratzerfreier Staubdeckel aus Messing; schönes Emaille-Ziffernblatt mit 3 Indikatoren für die beiden Zeitzonen und separater Sekunde; perfekt erhaltene und originale Zeigersätze; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellungen und Aufzug mittels Schlüssel werksseitig

einwandfrei erhaltenes, vergoldetes Brückenwerk; Zylinderhemmung; Bischofsstab-Minutenradbrücke und radial angeordnete Kloben (dadurch läßt sich das Werk wunderbar zeitlich einordnen); vergoldete, flache Unruhe; Unruhewelle unter Decksteinen; insgesamt 10 Rubine (das ist recht viel für eine Uhr mit Zylinderhemmung); 3 Vierkante - 2x für die Zeigerverstellung und 1x für den Aufzug; Signatur auf der Minutenradbrücke "Eugene Bornand & Cie. à St. Croix" (Literatur vgl. Kathleen Pritchard "Swiss Timepiece-Makers")

letzte Revision beim Uhrmacher im Oktober 2019

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Durchmesser ca. 48mm; hergestellt um 1870/75
Wert ca. 850 Euro


>> Die Zukunft war früher auch besser. << (Karl Valentin)


A

exzellent erhaltene Taschenuhr mit Viertelrepetition "Excelsior Park" (H. Jeanneret-Brehm & Cie.) aus Saint Imier

man kennt die Marke dieser Manufaktur eher als Chronographen-Kaliber - und das machte auch den größten Teil der Produktion aus - einige wenige Uhren jedoch wurden mit Repetierwerken ausgestattet

einwandfrei erhaltenes, brüniertes Eisengehäuse; Bügel, Krone, Öffnungslippe, Glasrand, Scharnier und Repetitionschieber kontrastreich rotvergoldet; auch der Staubdeckel ist für ein Eisengehäuse gut in Form - er hat nur leichte Öffnungsspuren; alle Scharniere, Bügel etc. noch schön stramm und nicht ausgeleiert; Auslösung der Viertelrepetition durch seitlichen Schieber; makelloses, klar ablesbares Emaille-Ziffernblatt unter kratzerfreiem Mineralglas; perfekt erhaltene Spatenzeiger aus gebläutem Stahl; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone; Uhr ist selten getragen worden

schönes Neusilberwerk Kaliber "Excelsior Park A 400" mit mindestens 15 Rubinen; Schlag mit 2 polierten Stahlhämmern auf 2 Stahlfedern; Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; helle Breguet-Spirale mit Endkurve; monometallischer Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen

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Durchmesser 49mm; hergestellt 1915/20
Wert ca. 1250 Euro


Die Stunden schlagen zu lassen war lange Zeit das Vorrecht von Adel und Klerus und ein starkes Zeichen für Macht. So avancierte die Repetitionsuhr zum Statussymbol der Superreichen und in gewisser Weise ist sie das auch heute noch. Denn die heute auf Armbanduhr-Dimension verkleinerten Werke zählen zum Kostbarsten, was die Uhrenindustrie hervorbringt. Dagegen sind Taschenuhren mit Repetition so gut wie geschenkt...


>> A good watch can change your life! <<


AA

sehr seltenes Sammlerstück mit kompliziertem Weckmechanismus
von Charles-Louis Faivre, Le Locle

Charles-Louis Faivre (1840-1915) war ein Konstrukteur von komplizierten Uhrwerken und besaß mehrere Patente für Taschenwecker - hier bei dieser Uhr sogar das erste Patent aus dem Jahre 1899 (CH 20033 unter dem Hammer auf der Platine eingeschlagen). Diese Art Läutwerk hat ähnlich wie bei Repetitionsuhren einen Schlag mit Hammer auf eine Drahtfeder. Erst ca. 30 Jahre später wurden dann einfache Taschenwecker modern - diese aber mit einem einfachen Werk mit Schlag auf eine über dem Werk aufgeschraubte Glocke. Zwei Firmen übernahmen den Vertrieb seiner Uhren: Die Schweizer Firma Achille Hirsch aus La Chaux de Fonds und wie bei unserer Uhr die französische Firma von Hippolyte Parrenin (1851-1915) aus Villers-le-Lac, deren Schriftzug sich auf dem Ziffernblatt dieser Uhr befindet.

großes, schweres, graupoliertes Eisengehäuse in einwandfreier Erhaltung; der hintere Deckel hat sein vergoldetes Scharnier oben unter dem Kronenhals sodaß man die Uhr aufrecht auf den Tisch stellen kann; makelloses, signiertes Emaille-Ziffernblatt mit vertieftem Sekundenbereich unter dickem, originalen Mineralglas; Zeigersatz in Birnenform aus gebläutem Stahl ebenfalls original und super erhalten; Zeigerverstellung über Drückerschiffchen am Gehäuserand bei der eins - das Läutwerk kann zu- u. abgeschaltet werden über einen Schieber am Gehäuserand bei der elf; die Alarmzeit wird werksseitig eingestellt, und zwar an einem seitlich an der Glaslünette herausragendem Stellrad

Werk unter zusätzlichem Glasboden mit vergoldeter Lünette; Weckerziffernblatt mit seitlichem Stellrad; Schlag mit Hammer auf Drahtfeder; mindestens 15 Rubine; seitlich angeordneter Stahlanker mit verdeckten Rubinpaletten; helle Breguetspirale mit Endkurve und aufwendiger, verschraubter Verstiftung; monometallischer Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; letzte Revision beim Uhrmacher im Juli 2020

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Durchmesser ca. 56mm; hergestellt um 1900
Wert ca. 1350 Euro


>> Menschen, die wie wir an die Physik glauben, wissen, daß die Unterscheidung der Zeit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine besonders hartnäckige Illusion ist. << (Albert Einstein)


A

feine, bestens erhaltene Taschenuhr von "Achille Hirsch" aus La Chaux de Fonds mit seltenem Werk

im schweren 800er Silbergehäuse mit Doppelscharnieren in erster Qualität; beide Deckel und auch der Gehäuserand mit perfekt erhaltener Rotvergoldung; hinterer Deckel mit griffiger Guillochierung und freier Monogrammkartusche; Staubdeckel ebenfalls aus Silber mit Medaillen- und Herkunftsgravuren; makelloses, dreiteiliges Emaille-Ziffernblatt; kratzerfreies Mineralglas; perfekt erhaltene, originale Rotgoldzeiger; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone; das gesamte Gehäuse ist im außergewöhnlich gutem Zustand

Ziffernblatt, Staubdeckel und Werk signiert mit "Invar", was eines der Warenzeichen von Achille Hirsch war

wunderschönes, vergoldetes Werk mit insgesamt 15 Rubinen; ins Auge fällt sofort der sichelförmige Unruhekloben mit seiner ebenfalls sichelförmigen Feinregulage; die Minutenradbrücke paßt sich dieser Form an; Schweizer Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold und aus Stahl; blaue Breguet-Spirale mit Endkurve nach Philipps

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Durchmesser ca. 54mm; hergestellt um 1915
Wert ca. 425 Euro


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