Präambel

Deutschland war im 16ten Jahrhundert die führende Uhrennation. Danach kamen lange Zeit keine neuen Innovationen aus diesem unserem Lande. Seit dem frühen 20ten/spätem 19ten Jahrhundert sind wir wieder ganz oben auf, natürlich zusammen mit den Eidgenossen.

Zu verdanken ist dies zum großen Teil der Uhrenindustrie aus dem "bergischen Lande", die im 18ten Jrhdt. erfolgreich Wanduhren aus Holz und ab ca. 1900 die ersten günstigen Taschenuhren herstellten. Anders dagegen unsere sächsischen Freunde aus Glashütte - allen voran Ferdinand Adolf Lange - aus dessen Lehrwerkstatt die besten Uhrmacher hervorgingen und sich so um 1850 selbstständig machten.

Glashütter Uhren gehören zu den Besten der Welt - und sind dementsprechend sündhaft teuer.

Leider werden diese Taschenuhren größtenteils nur noch als Spekulationsobjekte mißbraucht, ganz im Sinne von Angebot und Nachfrage, aber schlecht für das "Kulturgut Uhr". Höchste Vorsicht ist geboten, denn der hohe Wert der Uhren verleitet so manchen Händler zu unseriösen Aktionen, um die schnelle Mark zu machen (sekundäres Gehäuse, neues Ziffernblatt etc.). Nur, eine Lange Uhr im original Stahlgehäuse ist nunmal wesentlich mehr wert als das gleiche Werk in einem sekundären Goldgehäuse. Und das kann dem vom Uhrenvirus befallenen Sammler, der oft an oder sogar über die Grenze seiner finanziellen Möglichkeit geht, schnell zum Verhängnis werden.

Also immer schön auf dem Teppich bleiben.


A

unglaublich gut erhaltene Silber-Savonnette "Nomos" von "Guido Müller" aus Glashütte

Die "Nomos-Uhr-Gesellschaft" war ein kleiner Glashütter Betrieb, gegründet 1906 von den Dresdner Kaufleuten Guido Müller und Karl Nierbauer. Sie importierten Schweizer Uhren von hervorragender Qualität aus La Chaux-de-Fonds der Firma Rhetia-Watch & Co. und versahen sie mit ihrem Namen und dem Signaturzusatz "Glashütte". Die Fa. Lange & Söhne klagte dagegen, und zwar mit Erfolg. Laut Vergleich von 1910 durfte Nomos nur noch die vorhandenen, signierten Uhren verkaufen, hatte aber künftig jeden Hinweis auf Glashütte in Werbung und Signatur zu unterlassen. Nur kurze Zeit später durfte diese Firma auch von Dresden aus nicht mehr ihre Produkte vertreiben, weil sie sich nicht den Wettbewerbsregeln unterwarf. Müller und Nierbauer gaben daraufhin ihren Betrieb auf - die Firma existierte also nur 4-5 Jahre - es sind daher recht wenige dieser schönen Uhren im Handel.

Erwähnenswert ist noch die riesige Werbekampagne von 1909, die Lange & Söhne auf die Palme brachte und dann zum Prozess von 1910 führte: Es erschien u.a. ein 92 Seiten starker Katalog und es wurden viele Uhren verschenkt, um damit ebenfalls Werbung zu betreiben, darunter an Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptmann, Fürst Bülow, Richard Strauß, Ludwig Ganghofer, Siegfried Wagner und viele andere. Nomos ließ sich Anerkennungsschreiben dieser berühmten Zeitgenossen geben - kurz und gut, diese Firma griff sämtliche Wettbewerber in Glashütte an und erlitt damit Schiffbruch. (Literatur vgl. Kurt Herkner "Glashütte und seine Uhren")

fast neuwertig erhaltenes Sprungdeckel-Gehäuse aus 800er Silber; Sprungdeckelfunktion perfekt; keine Dellchen, keine Kratzer, alles noch schön stramm - genauso wie wir das mögen; Deckelränder und Gehäuserand mit perfekt erhaltener Rotvergoldung; auch Pendant und Bügel ohne Abrieb der Vergoldung; beide Deckel mit griffiger Guillochierung; vorderer Sprungdeckel mit freier Monogrammkartusche; Staubdeckel ebenfalls Silber; makelloses, signiertes, dreiteiliges Emaille-Ziffernblatt; hauchdünnes, kratzerfreies Mineralglas; perfekt erhaltene Spatenzeiger aus Rotgold; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone; zur Uhr gehört das originale, mit "Nomos-Uhr-Gesellschaft" beschriftete Etui

ebenfalls tadellos erhaltenes Werk mit einwandfreier Vergoldung; insgesamt 17 große Rubine bis hin zum Minutenrad - fast alle sitzen in erhabenen und verschraubten Rotgold-Fassungen; Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; blaue Breguet-Spirale mit Phillips-Endkurve; Schwanenhals-Feinregulage; alle Stahlteile okay und spiegelpoliert

letzte Revision beim Uhrmacher im Dezember 2012

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Durchmesser ca. 52mm; hergestellt um 1910
Wert ca. 1800 Euro


>> Die Zeit ist Gottes Art, Kredit zu geben. << (Ralph Boller)


AA

fein erhaltene Sprungdeckeluhr von "Paul Drusenbaum" aus Pforzheim mit 1A-Werk

tadellos erhaltenes, vergoldetes Savonnette-Gehäuse aus der Manufaktur von Gustav Rau aus Pforzheim; beide Deckel mit griffiger Guillochierung; Sprungdeckelfunktion perfekt; glatt polierter Staubdeckel; haarrissfreies, dreiteiliges, signiertes Emaille-Ziffernblatt unter hauchdünnem, kratzerfreiem Mineralglas; originaler Zeigersatz; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone

fast neuwertig erhaltenes, vergoldetes Werk; ebenfalls signiert mit "Drusus" (1912 eingetragenes Warenzeichen von Paul Drusenbaum); Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; insgesamt 15 Rubine; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; stahlgebläute Breguet-Spirale mit Endkurve; Schwanenhals-Feinregulage (recht selten bei Drusus-Uhren)

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Durchmesser ca. 51mm; hergestellt um 1920
Wert ca. 450 Euro


Paul Drusenbaum gehörte zu den Pionieren der Pforzheimer Uhrenindustrie. Seine Geschäftsidee: Er bezog von seinem Bruder Karl Drusenbaum (der Teilhaber der "Uhrengehäusefabrik Gustav Rau" war) die Uhrengehäuse, baute solide Schweizer Uhrwerke ein und verkaufte sie erfolgreich als "Drusus-Uhren". Die Firma wurde 1910 gegründet und hatte ihren Sitz in Pforzheim, Kaiser-Friedrich-Str. 7. Der Markenname "Drusus" wurde 1912 registriert.


>> Gewöhnliche Menschen denken nur daran, wie sie ihre Zeit verbringen. Ein intelligenter Mensch versucht sie zu nützen. << (Arthur Schopenhauer)


A

schöne Taschenuhr von "Karl Kleeberg" aus Chemnitz, Reitbahnstraße

im fast neuwertig erhaltenem 800er Silbergehäuse mit Doppel-Scharnieren; Lünette und hinterer Deckel rotvergoldet (abriebfrei); Scharniere perfekt und stramm; hinterer Deckel mit griffiger Guillochierung und freier Monogrammkartusche; vergoldeter Staubdeckel mit Hinweisen auf die Werksqualität und mit Uhrmachersignatur; makelloses, dreiteiliges Emaille-Ziffernblatt mit Signatur "Kleeberg´s Spezialuhr"; auf der vertieften Ziffernblattmitte befindet sich noch der alte Aufkleber mit den roten Stundenzahlen 13-24 (um Bahnreisenden das Studieren der Fahrpläne zu erleichtern); perfekt erhaltene, rotgoldene Louis-XV-Zeiger - der Minutenzeiger mit Gegengewicht; originales, eingeschliffenes Mineralglas; Zeigerverstellung über Drücker am Außenrand bei der eins

Staubdeckel, Werk und Ziffernblatt signiert bzw. punziert mit "Kleeberg"

gut erhaltenes Brückenwerk mit kräftiger Vergoldung; die Federhausbrücke ist punziert mit "KK" für Karl Kleeberg; Unruhekloben zusätzlich beschriftet mit "vor-nach" für die Einstellung des Rückerzeigers; Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; angeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben teils aus Rotgold, teils aus Stahl; Unruhewelle unter Decksteinen; alle Stahlteile perfekt und ohne Korrosionsansatz

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Durchmesser 48mm; hergestellt um 1910
Wert ca. 325 Euro


AA

sehr seltene Taschenuhr der Fa. "Junghans" aus Schramberg mit außergewöhnlichem Werk
-
wird so in keiner Kaliberliste erwähnt, Gesellen- oder Meisterstück -

im sehr gut erhaltenem, typischem Art-Deko-Gehäuse aus brüniertem Stahl - sieht gut aus mit nur leichten Lagerspuren; hinterer Deckel und Staubdeckel gedrückt; wunderbar erhaltenes, dreiteiliges Emaille-Zifferblatt signiert mit "Junghans"; perfekt erhaltener, stahlgebläuter Zeigersatz in Kathedral-Form; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellung durch Ziehen an der Krone

ebenfalls gut erhaltenes, vergoldetes Werk mit Junghans Kaliber 47 - und zwar in einer ungewöhnlich veredelten Ausführung: insgesamt 16 Rubine bis hin zum Minutenrad; alle Rubine sind in Goldfassungen gelagert - Minutenradchaton 3-fach verschraubt; Schwanenhals-Feinregulage (beides - Schwanenhals-Feinregulage nach "Reed" und Goldchatons - findet man niemals in Junghans-Uhren welche für den Verkauf hergestellt wurden); Kompensations-Unruhereif mit Goldschrauben; Unruhewelle unter Decksteinen; gebläute Breguet-Spirale; Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; extrem ungewöhnlich: der Kloben für das obere Ankerlager besteht aus spiegelpoliertem Stahl (siehe Großaufnahme); insgesamt ein Highlight für den Junghans-Sammler

letzte Revision beim Uhrmacher im April 2023

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Durchmesser 48mm; hergestellt um 1930
Wert ca. 400 - 600 Euro


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