Präambel

Taschenuhren mit Chronographenfunktion sind Uhren mit einem zusätzlichen Mechanismus für Kurzzeitmessungen. Sie werden mit einem meist mittig gelagertem Sekundenzeiger hergestellt, der mit Drückern in der Gehäusewand oder über die Krone gestartet, gestoppt und auf Null zurückgestellt werden kann.

Der übliche Chronograph ist ein "Schaltrad-Chronograph". Bei diesem Mechanismus bewirkt das über einen Drücker von außen betätigte Schaltrad das Ingangsetzen, Stoppen und Zurückstellen des Chronozeigers.

Der König der Stoppfunktionen ist der technisch sehr aufwendige "Chronograph rattrapante" (Schleppzeiger-Chronograph). Es ist eine Stoppfunktion mit zwei übereinanderliegenden Chronographenzeigern, um z.B. im Sport Zwischenzeiten messen zu können. Die Zeiger werden gemeinsam gestartet; dann wird der Schleppzeiger durch Knopfdruck angehalten, während der Chronozeiger weiterläuft und für sich ebenfalls angehalten werden kann. Ein erneuter Knopfdruck läßt den Schleppzeiger wieder unter den Chronozeiger springen, um dann gemeinsam weiterzulaufen. Da dieser Schleppzeiger vom Chronozeiger "mitgeschleppt" wird, heißt dieser Mechanismus auch "Schleppzeiger-Chronograph".

Der Vorgang des "Einholens" des Chronozeigers durch den auch Doppelzeiger genannten Schleppzeiger beschreibt die französische Sprache als "rattraper" (= wieder einholen).


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besonders große und schwere Taschenuhr mit zusätzlichem Chronographen – wohl B-Uhr
"Excelsior Park" (H. Jeanneret-Brehm & Cie.) aus Saint Imier

im bestens erhaltenem und sehr schwerem 800er Silbergehäuse mit Doppelscharnieren; guillochierter hinterer Deckel mit freiem Monogrammfeld; kratzerfreier Staubdeckel ebenfalls Silber; tadellos erhaltenes Emaille-Ziffernblatt mit vertieftem Sekundenbereich und vertieftem 30-Minuten Register; der stahlgebläute Zeigersatz ist perfekt erhalten und original; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellung über Drücker am Außenrand bei der eins; Start-, Stopp- und Nullstellung der Chronozeiger durch Drücken auf die Krone

wunderbar erhaltenes, vergoldetes Werk in bester Dreiviertelplatinen-Ausführung; es ist 2x punziert - einmal mit "Taube mit Zweig im Schnabel", was das eingetragene Warenzeichen von "Excelsior Park" war - und mit der Patentnummer CH 359, was auf den Chronographenmechanismus von Alfred Lugrin hinweist; sehr hochwertige, spiegelpolierte Ankerpartie mit Moustache-Anker, dieser mit verdeckten Rubinpaletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; Breguetspirale mit Endkurve; mindestens 18 Rubine; der kontrastreich vernickelte und dekorierte Chronographenmechanismus ist hinten auf der Platine aufgeschraubt und ist einer der Schönsten von Alfred Lugrin; alle Werkschrauben gebläut und alle Chronoschrauben spiegelpoliert

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Durchmesser ca. 58mm; hergestellt um 1920
Wert ca. 1200 Euro


"Excelsior Park" wurde 1866 von Jules-Frédéric Jeanneret in Saint-Imier gegründet. 1888 übernahmen die Söhne Jeannerets die Firma. Samuel Jeanneret führte der elterliche Firma weiter. Albert Jeanneret gründete bald darauf seine eigene Firma (Albert Jeanneret & Frères) und bereits im März 1891 meldete er einen Chronographen zum Patent an. 1893 überließ er die Fabrik seinen Söhnen Henri Jeanneret-Brehm und Constant Jeanneret-Droz, die sich 1902 wieder trennten. Henri führte die Firma unter dem Namen "Jeanneret-Brehm & Cie." fort. Constant arbeitete zunächst auf eigene Rechnung und kaufte 1912 die Uhrenfabrik Leonidas.

Jeanneret-Brehm & Cie entwickelte auch eigene Chronographenkaliber und belieferte u.a. Zenith und Girard-Perregaux. Excelsior Park existierte bis 1984, danach wurden die Namensrechte von der Essener Firma Flume übernommen. Man brachte erneut Armbandchronographen unter dem alten Namen heraus - leider nur für kurze Zeit.


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Taschenuhr mit zus. Lugrin-Chronographen von "Longines" aus St. Imier
der wohl seltenste "Chrono“ dieser Manufaktur

im hochwertigem, sehr schön erhaltenem 935er Silbergehäuse mit Goldscharnieren; hinterer Deckel mit sauber ausgeführter königlicher Heraldik; glatter Staubdeckel ebenfalls Silber; makelloses Emaille-Ziffernblatt mit zwei vertieften Hilfsziffernblätter für die kleine Sekunde und dem 30-Minuten-Chronozähler; alle Zeiger original und einwandfrei in Schuß; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellung über Drücker am Außenrand bei der eins; Start-, Stopp- und Nullstellung der Chronozeiger durch Drücken auf die Krone

das Werk ist einzigartig und ist wohl ein experimentelles Zwischenkaliber (nach dem 1878 entwickeltem 20 H kam 1889 das Kaliber 19 CH auf den Markt - unser Chronograph scheint eine Zwischenkonstruktion zu sein, er wird bei Longines überhaupt nicht vorgestellt); auf dem Chrono-Kreuzkloben signiert mit "Baume Swiss" und auf dem Unruhekloben ist die geflügelte Sanduhr von Ernest Francillon/Longines zu sehen; glanzpolierte Ankerpartie - Anker mit offenen Rubinpaletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; helle Breguet-Spirale mit Endkurve; mindestens 15 Rubine; der hinten aufgesetzte Chronograph ist von feinster Ausführung und kann nur Henry Alfred Lugrin zugeschrieben werden


Ab 1878 begann Longines Werke mit zusätzlichem Chronographen zu bestücken. Den Anstoß dazu gaben die Agenten im Ausland – Wittnauer in NewYork und wie hier bei unserer Uhr „Baume & Co.“ in 21 Hatton Garden, London. Deshalb findet man diese frühen Uhren – wenn überhaupt – meist nur in amerikanischen bzw. englischen Gehäusen. Man nahm dazu die hauseigenen Halbplatinen-Werke und montierte darauf die genialen, patentierten Produkte von H. A. Lugrin. Der hier aufgeführte, technisch sehr aufwendige Chronograph dürfte wohl der seltenste von allen sein, den er wird von Longines überhaupt nicht vorgestellt und wird selbst in dem dicken Schinken von Patrick Linder (Longines watch movements 1832-2007) nicht erwähnt. Es ist davon auszugehen, das die Produktionsmenge maximal im niedrigen, dreistelligen Bereich liegt. Insofern ein fast einzigartiges Sammlerstück.

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Durchmesser ca. 52mm; hergestellt um 1880/85
Wert ca. 1250 Euro


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schwere Taschenuhr mit Rattrapante von "Alfred Sandoz, Le Locle"

Sandoz ist ein wohlklingender Name für Uhrensammler. Diese weitverzweigte Familie war in allen namhaften Schweizer Uhrenzentren vertreten - in Genf oder in La Chaux de Fonds, in Le Locle, in Neuchâtel oder in St. Imier - diese Feinmechaniker hatten fast überall ihre Fingerchen im Spiel. Sie arbeiteten u.a. für Agassiz oder gründeten Firmen wie z.B. Cyma/Tavannes und hinterließen den Uhrenlexika hunderte von Modellnamen und Warenzeichen. Bei unserem Alfred Sandoz (1851-1880) handelte es sich um den Sohn von Lucien Sandoz-Gendre (1825-1896). Seine Firma bestand nach dem Tod des Sohnes noch ein paar Jahre weiter und wahrscheinlich stammt diese Uhr auch aus jener Zeit. Der Vater überlebte seinen Sohn. (Lit. vgl. Kathleen Pritchard)

das sehr schwere, dicke und original zum Werk gehörende Gehäuse (ca. 125 Gramm) besteht aus gebürstetem Stahl; der Staubdeckel ist signiert mit "Alfred Sandoz"; die Krone und der seitliche Chronographen-Drücker bestehen aus Rotgold; gedrückte Glaslünette mit dickem, hochgewölbtem Mineralglas mit "Bulls-Eye"; makelloses, signiertes Emaille-Ziffernblatt mit vertieftem Sekundenbereich und vertieftem 30-Minuten-Zähler; originaler Zeigersatz aus gebläutem Stahl - sehr schön die beiden unterschiedlichen Gegengewichte der Chronozeiger - das dient der besseren Unterscheidung bei den Messungen; Zeigerverstellung der Stunden/Minutenzeiger durch Drücker am Außenrand bei der "eins" - der Schleppzeiger-Chronograph wird über die Krone und über den Golddrücker außen bei der "elf" bedient

für eine Taschenuhr mit Rattrapante ist dieses Werk fast die Spitze der Fahnenstange; hinten sichtbar aufgesetzter Chronographen-Mechanismus; alles ist sehr gut in Schuss - kein Flugrost ist auf den ganzen feinpolierten Hebelchen und Federchen und vielzahnigen Rädern sichtbar; die Rubinlager der Wellen von Anker und Ankerrad sind jeweils unter Deckplättchen aus Rotgold federnd gelagert; Unruhewelle, Ankerwelle und Ankerradwelle zusätzlich unter Decksteinen - somit hat allein die Ankerpartie schon 15 Rubine; natürlich Schweizer Kolbenzahn-Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; die helle Breguetspirale besteht schon aus einer relativ temperatur-unabhängigen Legierung sodaß der Unruhereif monometallisch sein durfte - die Unruheschrauben aus Rotgold dienen dem Auswuchten

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Durchmesser 53mm; hergestellt um 1880/90
Wert ca. 2500 Euro


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schwere Taschenuhr mit Rattrapante von "Henchoz Frères, Le Locle"

im großem, sehr massiven, schweren Sterlingsilber-Gehäuse in bester Erhaltung und von bester Qualität; Drückerschiffchen, Krone, Scharnier und Lippe aus Gold; kratzerfreier Staubdeckel ebenfalls Silber; perfekt erhaltenes Emaille-Ziffernblatt mit drei vertieften Hilfszifferblättern für Sekunde, Stunde/Minute und Chronographen-Register; Ziffernblatt mit Verkäufersignatur "Black, London & Buenos Aires"; flaches, kratzerfreies Mineralglas; originaler, stahlgebläuter Zeigersatz; Uhrzeitverstellung über Drücker außen bei der "eins", der Schleppzeiger-Chronograph wird über die Krone und über den Golddrücker außen bei der "elf" bedient

das vergoldete Dreiviertelplatinen-Werk ist eigentlich neuwertig erhalten; Ankerhemmung mit verdeckten Paletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; helle Elinvar-Breguetspirale mit Endkurve (wurde wohl später eingebaut aufgrund des besonders kleinen Ausdehnungskoeffizienten); Unruhewelle unter Decksteinen; stahlgebläute Schrauben; hinten aufgesetzter, hochglanzpolierter und fein anglierter Chronographen-Mechanismus; Platine gemarkt mit "The Winner", was das Markenzeichen der Fa. Auguste u. Fritz Henchoz war; der Londoner Uhrenhändler Black kaufte das fertig finissierte Werk von Henchoz Frères und ließ es vor Ort in ein englisches Gehäuse einschalen, bevor die Uhr verkauft wurde

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Durchmesser ca. 55mm; Gewicht ca. 130gr.; hergestellt um 1880;
Wert ca. 2750 Euro


In der Literatur ist dokumentiert, das Henchoz Frères bekannt für komplizierte Chronographenwerke war und mehrere Patente besaß (vgl. Kathleen Pritchard, Swiss Timepiece Makers). Die Brüder Auguste (1850-1926) und Fritz Henchoz (1853-1909), der übrigens in die Huguenin-Familie einheiratete, gründeten ihre Manufaktur um 1875 in Le Locle und stellten Werke und Mechanismen mit eigenen Konstruktionen her. Diese wurden dann zur weiteren Fertigstellung an verschiedene Firmen verkauft. Es wurden nur wenige "vollständige" Uhren hergestellt - die bekanntesten davon waren die Marken "The Ascot" und wie hier bei unserer Uhr "The Winner". Um 1900 trennten sich die beiden Brüder. Die Firma von Fritz Henchoz erlosch nach seinem Tod, die Fa. von Auguste wurde duch seine beiden Söhne als "Henchoz Fils" noch bis in die 1970er Jahre weitergeführt. Siehe auch watch-wiki "https://watch-wiki.org/index.php?title=Henchoz_Fr%C3%A8res", dort ist auch eine Uhr ähnlich unserer Taschenuhr abgebildet.


>> Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt. << (Ernst Ferstl)


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seltene Taschenuhr mit Chronographenfunktion der "New York Standard Watch Co." aus Jersey City

im einwandfrei erhaltenem 925er Silbergehäuse der "Philadelphia Watch Case Co." - Uhr wurde seinerzeit nach Deutschland eingeführt, zu erkennen am zusätzlichem Deutschen Silberstempel (Halbmond und Reichskrone); vorderer Deckel mit Scharnier, hinterer Deckel ist ein Schraubdeckel; hinterer Deckel mit gut erhaltener Guillochierung und freier Monogrammkartusche; schönes, signiertes Emaille-Ziffernblatt mit 300er Außenteilung - die zarte Haarlinie zwischen der 10 und dem Zeigerzentrum sollten wir der Uhr verzeihen; tadellos erhaltene, stahlgebläute Originalzeiger; Einstellung der Uhrzeit über Schieber unter der Glaslünette; Start-, Stopp- und Nullstellung des Chronozeigers durch Drücken auf die Krone

es ist insgesamt gesehen ein einfaches, vergoldetes Dreiviertelplatinen-Werk - ist aber dafür umso seltener: Amerikanische Taschenuhren mit zusätzlichem Chronographenmechanismus sind gesuchte Raritäten und wurden nur in geringen Stückzahlen produziert; Schweizer Ankerhemmung mit offenen Rubinpaletten; 7 Rubine; monometallischer Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen; hinten aufgesetzter Chronographenmechanismus nach Patent vom 22. März 1904

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Durchmesser 54mm; hergestellt um 1915/20
Wert ca. 450 Euro


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seltene Taschenuhr der "Timing & Repeating Watch Co." aus Genf mit Chronograph nach "H. A. Lugrin"

Es ist davon auszugehen, daß die Genfer Fa. "Timing and Repeating Watch" eine Tochtergesellschaft von "Albert Wittnauer" war. Die Hauptniederlassung und die Geschäftsräume von Wittnauer befanden sich in New York in der Maiden Lane, und von dort aus wurden diese Uhren vertrieben. Der Chronographen-Mechanismus ist zweifelsohne von dem Schweizer "Henry-Alfred Lugrin", der als 20jähriger nach New York auswanderte. Er wird heute als wohl bedeutendster Konstrukteur von Stoppuhren und Chronographen-Mechanismen bezeichnet.

das schwere, wunderschöne Gehäuse besteht aus poliertem Eisen; Krone, Bügel, Öffnungslippe, Glasrand und Scharnier bestehen kontrastreich aus einer Rotgoldlegierung; dieses sogenannte "Wannen-Gehäuse" ist sehr speziell und stand unter dem Patentschutz der Schweizer Uhrenmanufaktur "Schwob Frères" aus La Chaux de Fonds: nach dem Öffnen der Frontlünette kann das Werk samt Pendant locker aus dem Gehäuse entfernt werden (ist auf den Bildern hoffentlich erkennbar); haarrissfreies, signiertes Emaille Ziffernblatt; einwandfrei erhaltener und originaler Zeigersatz aus gebläutem Stahl; kratzerfreies Mineralglas; Zeigerverstellung über Schieber unter der Frontlünette; Start-, Stopp- und Nullstellung der Chronozeiger durch Drücken auf die Krone

das vergoldete Werk ist ebenfalls im hervorragendem Zustand und besitzt zwei Patente: eins von 1880 über das Werk selbst und eins von 1885 über den hinten aufgesetzten Chronographen-Mechanismus; die feinen Chronographenrädchen sitzen unter einer auffällig geformten Brücke; die ganzen Hebelchen mitsamt dem Schaltrad sitzen daneben und sind graupoliert; insgesamt mindestens 20 Rubine; fein gekröpfter Kloben für das vergoldete Hemmrad; Anker mit verdeckten Rubinpaletten; aufgeschnittener Kompensations-Unruhereif mit Regulageschrauben aus Rotgold; Unruhewelle unter Decksteinen

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Durchmesser ca. 53mm; hergestellt um 1895
Wert ca. 1000 Euro


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